In Europa stehen Unternehmen, die Kapital aufnehmen möchten, zwei Arten von Märkten zur Verfügung: EU-regulierte Märkte und Märkte, die von den Börsen selbst reguliert werden. Zur Gruppe der börsenregulierten Märkte gehört auch der Open Market Frankfurt.

Wir empfehlen den Open Market für die Aufnahme von Fremdkapital durch Ausgabe von Anleihen (bzw. Bonds oder Schuldverschreibungen), nicht aber für Börsenlistings oder IPOs. Dazu im Folgenden noch mehr. Zunächst jedoch einige allgemeine Informationen.

Der Börsenplatz Frankfurt am Main

Bedeutung

Frankfurt ist der mit Abstand größte und bedeutendste Börsenplatz in Deutschland. Die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) umfasst zum einen die Börse Frankfurt als Handelsplatz für Privatanleger und zum anderen die elektronische Handelsplattform Xetra, welche auf den professionellen Handel ausgerichtet ist.

Anlageklassen

Gehandelt werden an der Börse Frankfurt neben deutschen und internationalen Aktien auch Anleihen, ETP wie börsengehandelte Indexfonds (ETFs), Rohstoffzertifikate (ETCs) und börsengehandelte Inhaberschuldverschreibungen (ETNs) sowie Investmentfonds, Anlagezertifikate und Hebelprodukte wie Optionsscheine. Mit diesen Wertpapiertypen werden über den Handelsplatz die Anlageklassen Unternehmensanteile, Anleihen/Kredite, Rohstoffe, Devisen und Immobilien abgedeckt.

Struktur

Wie eingangs bereits kurz angerissen, ist die Frankfurter Börse als Handelsplatz in zwei wesentliche Segmente unterteilt:

  1. Der Regulierte Markt, der nach einheitlichen europäischen Regeln gesteuert ist;

  2. Der Open Market, der von der Börse selbst reguliert wird.

Der Regulierte Markt ist mit umfangreichen Zulassungsfolgepflichten und erhöhten Transparenzanforderungen verbunden. Diese bedeuten für Anleger aufgrund des hohen Transparenzlevels ein großes Maß an Sicherheit.

Die Zulassungsvoraussetzungen im privatrechtlichen Segment Open Market sind vergleichsweise gering und beinhalten kaum Folgepflichten. Das eröffnet einerseits kleinen und mittleren oder jungen Unternehmen einen kostengünstigen Zugang zum Kapitalmarkt, andererseits benötigen Anleger für den Handel in diesem Segment ein ausreichendes Vorwissen.

Der Open Market der Frankfurter Börse

Entwicklung des Frankfurter Open Market

Der Freiverkehr an Börsen kann problematisch sein. Das galt auch für den Frankfurter Open Market. 2005 wurde das Segment Freiverkehr der FWB, der von 1997 bis 2003 als "Neuer Markt" bekannt war, in Open Market umbenannt. Anfang 2012 ordnete die Eigentümerin, die Deutsche Börse AG, nach zahlreichen Kursmanipulationen, aufgeblasene Bilanzen und Insiderhandel, den kaum regulierten Freiverkehr neu. So wurde das 2008 eingeführte, besonders anfällige First Quotation Board ( ein stärker reguliertes Teilsegment des Open Market) vorübergehend abgeschafft. Zum 01. März 2017 wurde der Open Market dann von der Deutsche Börse AG neu geordnet.

Der Open Market heute

Der Open Market an der Börse Frankfurt besteht heute aus den Untersegmenten Scale und dem Basic Board. Der Schwerpunkt von Scale soll auf der Wachstumsfinanzierung von Unternehmen aus dem KMU-Sektor liegen. Dem Basic Board, mit keinerlei weiteren Transparenzanforderungen, werden alle verbleibenden Unternehmen im Freiverkehr zugeordnet.

Im Open Market der FWB werden deutsche und ausländische Aktien, festverzinsliche Wertpapiere internationaler Emittenten, sowie Fonds, Zertifikate und Optionsscheine gehandelt.

Vorteile des Open Market

Ein wesentlicher Vorteil des Open Market besteht darin, dass die Frankfurter Börse Xetra betreibt, die wahrscheinlich fortschrittlichste Handelsplattform weltweit. Xetra ist unglaublich schnell, effizient und ideal für Wertpapiere mit hoher Liquidität. Handelsunternehmen profitieren von einer schnellen Ausführung, hoher Transparenz, geringen Handelskosten und guter Anbindung. Die meisten internationalen Broker sind an Xetra angebunden. Andere Märkte wie NASDAQ oder Aquis haben lediglich Anbindung zu einigen nationalen Brokern und alten proprietären Technologien.

Nachteile des Open Market

Mit der Neuordnung des Freiverkehrs 2017 wurde einerseits zwar mehr Sicherheit geschaffen, andererseits sind dadurch die Auflagen umfangreicher geworden, was Auswirkungen auf die Höhe der Kosten für die Emittenten hat. Zudem bedeutet dies in der Folge natürlich auch, dass sich der Zeitrahmen für die Emittenten, bis zur Platzierung ihres Wertpapiers, verlängert.

Fremdkapitalaufnahme durch Bonds auf dem Open Market

Interessant ist der Open Market insbesondere kleine und mittlere Unternehmen im Bereich der Anlageklasse Anleihen. Die Anleihe, wahlweise auch Bond, Obligation, Rentenpapier, Schuldverschreibung oder festverzinsliches Wertpapier genannt, kann eine gute Option zur Aufnahme von Fremdkapital sein.

Hierfür bietet die Deutsche Börse AG mit Scale® für Unternehmensanleihen, ein spezielles Segment für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Scale bietet eine effiziente Möglichkeit, Fremdkapital über einen gesetzlich registrierten KMU-Wachstumsmarkt nach EU-einheitlichen Standards aufzunehmen. Eine Börsennotierung schafft indes finanziellen Spielraum für Wachstum und Innovation und erhöht die Bekanntheit des emittierenden Unternehmens in der Öffentlichkeit.

DIE Vorzüge von Scale bei der Aufnahme von Fremdkapital durch Ausgabe von Bonds

Die Stückelung der Anleihen ist mit maximal 1.000 Euro nominal privatanlegerfreundlich, d.h. Anleger können sich mit einem vergleichsweise geringen Einsatz beteiligen. Zu den wesentlichen Kriterien einer Notierung gehören eine mindestens zweijährige Firmenhistorie, ein Anleihevolumen von mindestens € 20 Millionen sowie die Erstellung eines Emissionsprospektes.

Im Segment Scale werden viele der Anleihen bei Emission zur Zeichnung über die Börse angeboten. Somit sind Neuemissionen vor ihrer Handelsaufnahme allen Anlegern über das normale Depot zugänglich. Gezeichnet werden kann über eine Bank (Haus- oder Online-Bank). Dabei fallen keine Börsengebühren (Handelsentgelt) an. Nach der Emission werden die Anleihen dann an der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt. Erfahren Sie hier mehr zu den größten Börsen Europas nach Marktkapitalisierung.

Fazit

Für Unternehmen, die Fremdkapital am Kapitalmarkt aufnehmen möchten, indem sie Bonds bzw. festverzinsliche Wertpapiere emittieren, können wir den Open Market weiterhin empfehlen.

Für einen Börsengang im Sinne einer Börsenlistung oder eines IPOs hingegen gibt es mit Börsenplätzen wie Wien inzwischen Orte für den Börsenhandel, die bessere Bedingungen für Emittenten bieten. Gerne beraten wir Sie bezüglich der für Sie und Ihr Unternehmen besten Alternative in einem persönlichen Gespräch.

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